EMOTIONS IN MOTION
PETITES ÉTUDES D’EXPRESSIVITÉ HAUTES EN COULEUR (Kleine farbintensive Studien zum Ausdruck)
Pädagogisches Projekt
Die Musik ist uns so wichtig, weil sie den tiefsten Ausdruck der Seele, ihren harmonischen Schrei und ihren Schmerz darstellt.
ROMAIN ROLLAND
Das Projekt

Die Frage – von Lehrkräften oft vernachlässigt –, wie musikalischer Ausdruck unterrichtet und wie er angegangen werden soll, ist ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt. Meine pädagogische Masterarbeit mit dem Titel „Emotions in Motion – L’expressivité au cœur de l’apprentissage musical“  (dt.: der Ausdruck im Fokus der musikalischen Ausbildung), in der ich mich mit der Erforschung von emotionaler Intelligenz und dem Ausdruck von Emotionen in der Musik befasse, hat in einem Korpus graphischer Studien zum musikalischen Ausdruck gemündet. Es handelt sich um eine Möglichkeit, die verschiedenen Emotionen zu entdecken und sie zu konkreten Interpretationswerkzeugen für Schülerinnen und Schüler zu machen, sogar für Anfänger. Die Lehrperson stützt sich auf die Gebrauchsanweisung und benützt das graphische Medium, um den so sehr abstrakten Parameter der musikalischen Emotion zu entmystifizieren.

Die Arbeit wurde für ihre Qualität und ihr neuartiges Forschungsvorgehen namentlich mit dem Paléo-HES-SO-Preis ausgezeichnet. Außerdem hat sie weitgehend zu meiner Nominierung zur Stipendiatin des Kulturstipendiums der Fondation Leenaards beigetragen. Heute experimentiere ich mit diesem Material in meinem Unterricht und bei den Saxofonkursen, die ich organisiere, vor allem bei Workshops mit kleinen Gruppen von jungen Musikerinnen und Musikern. Die Publikation dieser Sammlung, deren Erstversion seit der Fertigstellung meiner Masterarbeit erweitert und überarbeitet wurde, bleibt eines meiner Ziele.

Petites Etudes d’Expressivité Hautes en Couleur – Graphik-Design: Emmanuel Michaud
Eine Sache der Sensibilisierung

Die Petites Etudes d’Expressivité Hautes en Couleurs sind während meines Pädagogikstudiums an der Haute Ecole de Musique in Lausanne entstanden und dienen einer neuartigen und achtsamen Pädagogik. Es scheint heute wichtiger denn je, Kinder auf die musikalische Ausdruckskraft und die Kraft der Interpretation zu sensibilisieren, die emotionale Intelligenz bei Musikschülerinnen und -schülern zu fördern – in der Hoffnung, dass sich das neu Entdeckte auch im täglichen Leben entfaltet.

Herausforderung außerhalb der Unterrichtsräume

Weitab vom Prüfungsstress, von faden technischen Etüden und von mit Metronom zu übenden Tonleitern stellt sich diese Sammlung der Herausforderung, den traditionellen Unterricht auf spielerische und ergänzende Weise anzugehen, indem der Schleier eines essenziellen Parameters gelüftet wird, der so oft von den Unterrichtsräumen verbannt wird: Was erzählt denn dieses mysteriöse Gekritzel, dieses italienische Kauderwelsch unter den Notenlinien, das mit einer verdächtigen Zurückhaltung ignoriert wird? Was, wenn die Noten noch mehr aussagten? Was, wenn jede und jeder diese Mehraussage verstehen und berühren könnte? Der Musik, seinem Innern, den anderen zuhören lernen – genau das ist das Ziel der Seiten in dieser Sammlung.

Anwendungen und Experimente

Diese wie ein improvisiertes Spiel konzipierte „Schule“ lässt sich je nach Einfallsreichtum der Lehrperson und des Schülers anpassen und soll durch Entdeckung und Spielfreude für echten menschlichen Dialog und tiefgründige Reflexion sorgen. Sie ist einsetzbar in Gruppen, als Hörunterstützung, zum Entziffern, Üben, Aufnehmen, Vergleichen, Befragen, Improvisieren – die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten der graphischen Partituren konnte ich bereits selbst erproben. Ich stellte dabei motivierende Fortschritte und ein echtes Interesse der Kinder für dieses Thema fest. Emotions in Motion lässt sich auf alle Holzblasinstrumente und alle Niveaus anwenden, um ganz einfach die Neugierde zu wecken oder vertieft mit der Interpretation zu arbeiten: Die Sammlung schlägt Wellen und gewährt einen Einblick in die unendlichen Reichtümer, die sich zwischen den Zeilen bzw. Linien befinden.